Menschenhandel gehört zu den brutalsten, gegen fundamentale Menschenrechte verstoßenden Erscheinungsformen organisierter Kriminalität, die im Zuge der Globalisierung längst auch in Deutschland von immer beunruhigenderer Relevanz sind. Zwangsprostitution und die Ausbeutung von Menschen in illegalen Beschäftigungsverhältnissen - z.B. auf dem Bau, in der Landwirtschaft, der häuslichen Pflege oder im Hotel- und Gaststättenbereich - finden unter unser aller Augen, in unserer unmittelbaren Umgebung statt. Ein erster Bericht mit Angaben zur bundesweiten Situation wurde jedoch erst Ende Oktober 2024 vorgelegt (Deutsches Institut für Menschenrechte:
https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/das-institut/abteilungen/berichterstattungsstelle-zu-menschenhandel
). Mit der Veröffentlichung eines Nationalen Aktionsplanes der Bundesregierung zur Bekämpfung des Menschenhandels ist im Frühjahr 2025 zu rechnen. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Menschenhandel wird immer bedeutsamer.
Bereits im Jahr 2000 fand sich in der süditalienischen Universitätsstadt Lecce eine multiprofessionelle, siebenköpfige Gruppe von Frauen zusammen, die ein neues Konzept der sozialen Arbeit mit von Menschenhandel Betroffenen konzipierte und selbst gemeinsam über 17 Jahre lang in der Provinz sehr erfolgreich realisierte. Als das Projekt von einem Tag auf den anderen „aus politischen Gründen“ eingestellt wurde, entschlossen sich die Frauen, ihre Erfahrungen und Einsichten zu Menschenhandel, Gewalt und Ausbeutung und ihren Protest gegen die erzwungene Beendigung ihrer Arbeit öffentlich zu machen. Das so entstandene Buch „Libera – Libere“ ist in Italien viel diskutiert und preisgekrönt. Die konsequent umgesetzten feministischen Überzeugungen der Autorinnen können einen wichtigen Beitrag auch für die aktuelle deutsche Diskussion um notwendige Verbesserungen der sozialen Arbeit im Handlungsfeld der Bekämpfung von Menschenhandel darstellen. Diese werden von der Psychologin und Projektgründerin, Ines Rielli, der Anwältin des Projektes, Maria Argia Russo und der ebenfalls selbst am Projekt beteiligten Soziologin und Dekanin des Fachbereichs „Soziale Arbeit“ der Universität des Salento, Irene Strazzeri auf der vom Ingelheimer Bündnis gegen Rassismus und Gewalt (In-RAGE e.V.) organisierten Tagung vorgestellt.
Im Zentrum der Veranstaltung soll die Vorstellung des bislang nur in italienischer Sprache erschienenen Buches „Libera - Libere“ stehen. Auf großes Interesse stieß das Engagement der Projektgruppe bereits auf einschlägigen (wissenschaftlichen) Tagungen in verschiedenen anderen europäischen Ländern. Nun soll erstmals auch in Deutschland der Projektgruppe „Libera“ Gelegenheit geboten werden, ihre Arbeit vorzustellen.
Hinweis:
Die Tagung findet zweisprachig statt.
Um
Anmeldung per Email an kontakt@in-rage.org
wird gebeten.